Wer durch die Maria-Magdalenen-Kirche vom Turm zum erhöhten Altarraum gegangen ist, hat den Blick sicherlich auf den mitten über den Bänken hängenden geschnitzten, farbigen Leuchter gerichtet. Darin wird schnell die Jungfrau Maria mit dem Jesuskind erkannt.

Allerdings bedarf es schon eines Kennerblicks, zu bemerken, dass die Figuren verschieden sind. Die Frauengestalt zur Orgel hin trägt zwei Kinder auf ihren Armen: mit der rechten Hand einen nackten Säugling, mit der linken ein Mädchen im langen hellblauen Kleid. Dieses Mädchen ist Maria, die tragende Mutter ist Anna, also die Großmutter des Jesuskindes in ihrem rechten Arm. Auf der Seite zum Altar trägt die Frauenfigur eine Krone und hält ihr Jesuskind ebenfalls im rechten Arm. Umgeben sind beide Figuren von einem goldenen Sonnenstrahlenkranz, sie stehen auf einer silbernen Mondsichel. Den Rahmen bilden ein mit gelben Blättern verzierter Bogen aus Schmiedeeisen oben und unten ein echtes Hirschgeweih. Wem haben wir dieses Kunstwerk zu verdanken? Es ist die Schiffergilde, wie am Sockel steht und durch das winzige Elbschiffsmodell darunter angedeutet wird.


Wer ganz genau hinschaut, bemerkt die diversen Farbschichten, die im Laufe der Jahrhunderte aufgetragen wurden, und einige Risse darin. So schlug das Mitglied im Förderverein, die Historikerin Dr. Claudia Tanck, bekannt als Stadtführerin, bei der Versammlung im Frühjahr 2014 vor, dieses Kunstwerk von Grund auf restaurieren zu lassen. Ein Angebot der Restaurationswerkstatt Erdmann und Ahrends aus der Lauenburger Elbstraße wurde eingeholt. Die notwendigen Arbeiten sind darin aufgelistet. Es müssen die Oberflächen gereinigt, lose Bereiche befestigt, Fehlstellen und Risse gefüllt, außerdem die Oberflächen konserviert werden.


Diese Restaurierung sollte eigentlich schon fertig sein, jedoch musste die Reparatur eines abgebrochenen Standbeins am Taufkessel vorgezogen werden (wie berichtet). Ein Lauenburger Paar hat spontan 500 Euro für den Marienleuchter gespendet. So ermutigt bittet der Vereinsvorstand um weitere finanzielle Zuwendungen.


Denn in der Kirche sind zwei weitere Leuchter, die ebenso gründlich aufgearbeitet werden müssen. Dies ist insbesondere der kleinere Marienleuchter über der Empore links von der Orgel. Er besteht ganz aus Holz, zeigt zu beiden Seiten die Gottesmutter Maria mit ihrem Kind im Strahlenkranz, unter einem sechseckigen Baldachin. Er wurde vom Amt (der Gilde) der Schuster gestiftet. Die vielen nicht immer sachgerecht aufgetragenen Malschichten lassen den Gesichtsausdruck kaum noch erkennen. Noch schlechter steht es um den Wandleuchter rechts vom Südportal, den einst das Tischler-Amt der Kirche vermachte. Am bronzenen Träger wird das Stromkabel der elektrischen Kerzen von Klebeband gehalten – ein unhaltbarer Zustand.


Ende Februar sind Fachleute von der Bauabteilung der Kirchenkreisverwaltung in Lübeck und Vertreter des Landesamtes für Denkmalpflege in Kiel erschienen, um die Leuchter zu begutachten und später notwendige Genehmigungen zu erteilen. Der Restaurator Gerold Ahrends hat die Schäden an den Leuchtern ausgiebig gezeigt und erläutert. Die Fachleute, insbes. Herr Dr. Jonkanski und Herr Gauer, zogen Vergleiche zu anderen geschnitzten Leuchtern aus der Zeit des ausgehenden Mittelalters. Beide würden es sehr begrüßen, nicht nur kleine Schönheitsreparaturen am großen Leuchter vornehmen zu lassen, sondern das Kunstwerk gründlich untersuchen zu lassen, zumal wir einen Experten vor Ort ansässig haben. Der potenzielle Auftragnehmer hat prompt einen erweiterten Kostenvoranschlag ausgerechnet und darin Untersuchungen vor allem der Farbschichten und Dokumentationen mit verschiedenen Konservierungs- und Restaurationsmethoden aufgelistet. Damit soll die Grundlage für ein späteres Behandlungskonzept und eine erforderliche Einwerbung von Fördermitteln geschaffen werden.

Der große Leuchter im Langhaus mit der Strahlenkranz-Madonna und Anna Selbdritt wurde im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts angefertigt; der kleinere gotischer Marienleuchter ist aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts; der Wandleuchter trägt die Jahreszahl 1652. Ob der Annen-Marien-Leuchter im Auftrage der Schiffergilde angefertigt wurde, ist wenig wahrscheinlich. Dieser Leuchter soll ursprünglich im Sitzungssaal der Kaland-Bruderschaft gehangen haben, einem katholischen Bund wohlhabender Bürger für wohltätige Werke an Armen und Kranken, welcher sich am 1. jeden Monats (lateinisch „kalendae“) versammelte. Nach der Reformation und Auflösung des Kalandes wurde das Vermögen mit dem Leuchter 1567 vom Herzog Franz I. eingezogen. Den Salzkahn hat die Schiffergilde im frühen 19. Jahrhundert untergehängt, die darin Dokumente verbarg. Das Hirschgeweih, ein 18-Ender, soll im Mittelalter von Fischern aus der Elbe gezogen worden sein. Renoviert wurde das ganze Werk 1677, 1799 und zuletzt 1959 durch den Lauenburger Malermeister Wilhelm Rohrßen.

Der Verein der Freunde und Förderer der Kirche in Lauenburg/Elbe besteht bereits seit über dreißig Jahren. Die größten Maßnahmen, die vom Verein mit finanziert wurden, waren der Wiederaufbau des Turmhelms 1992 und der neue Glockenträger auf dem Friedhof 2003.

Wer die Untersuchungs- und Sicherungsmaßnahmen finanziell mit seiner Spende voranbringen möchte, darf sich gern an den Vorsitzenden des Fördervereins, Herrn Hans-Jürgen Rumpf, oder den Kassenwart, Herrn Manfred Maronde, wenden. Mehr Informationen sind auf der Internetseite des Vereins unter www.lauenburg-kirche.de zu finden.


Verfasser: Manfred Maronde, Kassenwart


Der Marienleuchter ist restauriert

durch die Initiative des Fördervereins.